Solidarität macht Schule
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Solidarität macht Schule

Solidarität macht Schule Aufbau eines Klassenraumes, Installation einer Photovoltaikanlage und Anpflanzung von Obstbäumen für die Dorfschule in Kannaré / Niger 2008

Projektbeschreibung

Ein Projekt der Beruflichen Schule für Recycling- und Umwelttechnik (G8) Hamburg Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 3
2. Projektgedanke 4
3. Projektbeschreibung 5
3.1 Projektziel 5
3.2 Geplante Projektumsetzung 6
4. Konzeption der Berufsvorbereitung an der G8 6
4.1 Beschreibung der Beruflichen Schule Recycling- und Umwelttechnik ( G8 ) 6
4.2 Beschreibung der Schülergruppe 7
4.3 Erziehungs- und Bildungsauftrag in der Berufsvorbereitung 7
4.4 Kompetenzentwicklung und interkulturelle Bildung 8
5. BVJ-SchülerInnen in Niger – eine Chance für’s Leben 9
6. Schlussbetrachtung 9
Anlage
Kostenschätzung 2008

1. Einleitung

Die neuesten verfügbaren Studien bestätigen, dass Afrika der am meisten vom Klimawandel betroffene Kontinent sein wird. Gerade für die Sahelregion wird weniger Niederschlag prognostiziert. In Niger, dem mittlerweile ärmsten Land der Welt, leben über 85% der Bevölkerung im ländlichen Raum von der Landwirtschaft und der Viehzucht.. ) Der auch in Niger vorherrschende Regenfeldbau ist besonders verletzlich für eine erhöhte Klimavariabilität. Die Flächen, die bisher für die Landwirtschaft genutzt werden, werden zurückgehen. „Für manche Länder erwartet der IPCC-Bericht bereits Ertragsrückgänge im Regenfeldbau von bis zu 50 Prozent bis 2020.“

Das Dorf Kannaré in Niger hat ca. 3000 Einwohner, von denen fast alle von der Subsistenzwirtschaft leben. Ausbleibender Regen und Dürren treffen die Bevölkerung besonders hart. Kannaré liegt in einer Region des Sahels mit den letzten frei lebenden Giraffen Westafrikas. Kennzeichnend für das Dorf ist, dass es außerhalb der Landwirtschaft keine Möglichkeit gibt Geld zu verdienen. Viele Familienväter versuchen außerhalb der Regenzeit in Nachbarländern Arbeit zu finden. Niemand in dem Dorf besitzt ein Auto, es gibt kein fließend Wasser, keinen Strom, keine Handwerksbetriebe, kein Restaurant, keinen Einkaufsladen…Die offizielle Landessprache in Niger ist französisch, diese kann allerdings neben den Lehrern kaum jemand sprechen.

Unsere Partnerorganisation, die Nichtregierungsorganisation ASGN, ist seit Jahren u.a. in Kannaré aktiv. Sie vergeben Kleinkredite an die Frauen, unterstützen Gartenbau- und Brunnenprojekte und haben sich die Erhaltung der Giraffen zur Aufgabe gemacht. Ein großes Problem in der Region sind die schlechten Bildungsvoraussetzungen. Zwar schicken die Eltern ihre Kinder in die Schule, die Bedingungen unter denen gelernt wird sind allerdings sehr unzureichend. Die ASGN trat an uns mit der Bitte heran, durch eine Schulkooperation, die Schulsituation in Kannaré zu verbessern. In den letzten beiden Jahren sanierten wir gemeinsam mit der Dorfbevölkerung das Schulgebäude und bauten einen neuen festen Klassenraum. Im nächsten Jahr soll ein weiterer Klassenraum folgen und das Gebäude mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden.

Die Bundesministerin Heidemarie Wiezorek - Zeul forderte in einem Interview in der Frankfurter Rundschau, dass sich auch die Entwicklungspolitik künftig mehr am Klimaschutz orientieren müsse. Darüber hinaus kann die Diskussion des Klimaschutzes in Zusammenhang mit den Entwicklungsländern nicht isoliert betrachtet werden und muss auch andere Dimensionen wie z.B. die Armutsbekämpfung beinhalten. Wenn Klimaschutz in den Entwicklungsländern implementiert werden soll, so bedingt dies auch den Zugang zu Bildung um strukturelle Benachteiligungen zu beseitigen. In diesem Sinne kombiniert das Projekt „Solidarität macht Schule“ mehrere Faktoren: Das Schulgebäude in Kannaré wird ausgebaut und die Beleuchtung erfolgt über eine Photovoltaikanlage. Durch die zu installierende Beleuchtung ist es der Dorfbevölkerung möglich, auch abends Kurse abzuhalten (Hausaufgaben, Alphabetisierung, etc.) ohne auf fossile Brennstoffe zurückgreifen zu müssen.

2. Projektgedanke

Die Berufliche Schule Recycling- und Umwelttechnik ( G8 ) in Hamburg, eine Berufsschule die hauptsächlich von Jugendlichen ohne Schulabschluss besucht wird, möchte im Schuljahr 2007/2008 ein weiteres Kooperationsprojekt in dem Dorf Kannaré / Niger, durchführen.

ProjektbeschreibungGeplant ist, dass eine Gruppe von 10 Schülerinnen und Schülern des BVJs „Lernwerkstatt – Holzwerkstatt“ mit ihrer Lehrerin zu Jahresbeginn 2008 für sechs Wochen nach Niger reist, um dort in Zusammenarbeit mit der Dorfbevölkerung einen neuen Klassenraum für die dortige Schule zu mauern. Darüber hinaus soll das Schulgebäude mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden, damit abends Alphabetisierungskurse angeboten werden können. Die Schule besteht aus einem festen Schulgebäude mit vier Klassenräumen sowie zwei Klassenräume, die sich in Strohhütten befinden. Diese Strohhütten werden jährlich durch die Regenzeit zerstört und müssen immer wieder neu aufgebaut werden.In den letzten beiden Schuljahren führte die G 8 bereits erfolgreich „Solidarität macht Schule“ Projekte in Kannaré durch, bei dem 2006 das völlig marode Schulgebäude gemeinsam mit der Dorfbevölkerung saniert wurde. Darüber hinaus installierten die Projektteilnehmer eine Schwengelpumpe in dem 30m tiefen offenen Schachtbrunnen der Schule. 2007 konnte ein neuer fester Klassenraum errichtet werden. Dabei war das Eigenengagement der Dorfbevölkerung durchgängig hoch, alle angefallenen Arbeiten wurden gemeinsam ausgeführt und die Projekte waren ein echter Erfolg, sowohl für unsere Schüler, als auch für das Dorf.

ProjektbeschreibungDieses Projekt ermöglicht einerseits auf beispielhafte Weise den Aufbau und die Verstärkung der Handlungskompetenz der Jugendlichen, andererseits aber auch eine praxisorientierte Arbeit für nachhaltige Entwicklung. Die G 8 hat in den letzten drei Jahren vergleichbare Projekte in Dogo/Mali und Kannaré/Niger mit sehr großem Erfolg durch geführt und dabei – sowie bei weiteren Projekt in Bandiagara /Mali, Léon/Nicaragua - die Erfahrung gemacht, dass gerade die Begegnung von Jugendlichen, die jeweils zu den Benachteiligten gehören, eine auf andere Weise nicht erreichbare Bereicherung bedeutet.

3. Projektbeschreibung

In dem BVJ „Lernwerkstatt – Holzwerkstatt“ werden ausgemusterte Schultische recycelt. Aus dem so gewonnenen Holz werden neue qualitativ hochwertige Produkte hergestellt. Diese Produkte verkaufen die Schüler auf Afrika- und Weihnachtsmärkten und informieren die Bevölkerung über die Lebensumstände von Gleichaltrigen in Westafrika. Der Erlös dient zur Finanzierung des Eigenanteils des Auslandsaufenthaltes. Auf Grundlage des fachlichen Wissens und Könnens, das sich die SchülerInnen für mehrere Gewerke im Unterricht angeeignet haben, werden gemeinsam mit der Dorfbevölkerung und mit fachlicher Begleitung (zwei Gewerbelehrer) die anfallenden Arbeiten fachgerecht ausgeführt.

3.1 Projektziel

Der Niger ist das ärmste Land der Welt. Vierfünftel des Landes liegen im südlichen Teil der Sahara, im verbleibenden Fünftel, der Sahelregion, lebt der überwiegende Teil der Bevölkerung von der Landwirtschaft. Für diese Region typisch, führen ausbleibende Regenfälle immer wieder zu Dürreperioden. Im vorletzten Jahr war Niger besonders hart von einer Hungerskatastrophe betroffen. Die Alphabethisierungsrate liegt bei knapp 18 %. Die Ausstattung der Schulen ist mehr als mangelhaft: Es fehlt an Lehrern, Unterrichtsmaterial, die Klassenzimmer sind überfüllt, Klassen mit mehr als hundert Kindern sind keine Seltenheit.

Wir haben uns zur Aufgabe gesetzt, der Dorfschule in Kannaré zu helfen. Während der Abschiedsfeier des diesjährigen Aufenthaltes wurden wir gebeten unser Engagement in Kannaré fortzusetzen. Konkret wurde der Wunsch eines weiteren Schulausbaus an uns herangetragen. Darüber hinaus baten sie uns zu prüfen, ob die Möglichkeit bestände einige Klassenräume mit Licht auszustatten. Insbesondere die Frauen des Dorfes haben großes Interesse an Alphabetisierungskursen. Der Schulleiter und eine Lehrerin haben sich bereit erklärt diese Kurse anzubieten.

Wir werden ein neues Schulgebäude mit einem Klassenraum errichten, damit mehr Kinder in dem Dorf die Chance erhalten unter besseren Bedingungen in die Schule zu gehen. Darüber hinaus soll eine Photovoltaikanlage installiert sowie Obstbäume zur Unterstützung der Aktionen gegen die fortschreitende Desertifikation gepflanzt werden. Es ist geplant, alle Arbeiten gemeinsam mit der Dorfbevölkerung durchzuführen.

Wir werden in den sechs Wochen in einfachsten Verhältnissen mit der Bevölkerung des Dorfes leben (es gibt dort kein fließend Wasser, keinen Strom, keine Einkaufsmöglichkeiten und keine sanitären Anlagen etc.). Die gemeinsame tägliche Arbeit ermöglicht das gegenseitige Kennen lernen, Verständigen und Aufeinanderzugehen sehr unterschiedlicher Kulturen. Wir sehen unseren Einsatz deshalb als Geben und Nehmen, dem wir gespannt entgegenblicken. Dieses Projekt stellt für uns eine einmalige Gelegenheit zum interkulturellen Austausch dar.

3.2 Geplante Projektumsetzung

Unser Kooperationspartner in Niger ist die ASGN, eine Nichtregierungsorganisation, die in dieser Region sehr aktiv ist und die bereits die letzten Projekte in Kannaré gemeinsam mit uns durchführte. Weitere Unterstützung bei der Umsetzung dieses Projektes erhalten wir von der deutschen Botschaft in Niger.

Der Ältestenrat des Dorfes hat zugesagt, dass die Bevölkerung bis zu unserer Anreise genügend Steine aus Zement hergestellt haben wird, damit unverzüglich mit dem Schulbau begonnen werden kann. Des Weiteren wird das Dorf bis Februar Steine / Kies für das Fundament gesammelt haben. Die Dorfgemeinschaft hat versprochen, dass während der Bauphase genügend Helfer aus dem Dorf sowie der örtliche Maurer ehrenamtlich mitarbeiten. Die Firma Avelux (Sitz in Hamburg und Bamako), mit der wir bereits erfolgreich in Mali ein Photovoltaikprojekt umgesetzt haben, wird das benötigte Material sowie einen Techniker nach Kannaré schicken. Die Kosten für das Baumaterial werden vom Projekt übernommen, die Helfer arbeiten unentgeltlich. Ein Hamburger Architekt erstellt für uns unentgeltlich die Baupläne und nötigen Berechnungen. In den kommenden Monaten bereiten wir im Unterricht die praktischen Tätigkeiten zum Bau der Schule vor. Bis Januar 2008 werden wir uns einfache Grundkenntnisse der dortigen Regionalsprache Djerma aneignen und die Vorbereitung der anfallenden Arbeiten angehen.

Im Januar 2008 werden wir nach Niger reisen und dort arbeiten. Unsere Erfahrungen werden wir dokumentieren und über diese in Veranstaltungen in Hamburg berichten. Weiterhin beteiligen wir uns mit diesem Projekt an der Ausschreibung „Internationale Agenda 21 Schule“, dem „Hamburger Aktionsplan (HHAP)“ der „Initiative Hamburg lernt Nachhaltigkeit“ sowie dem Wettbewerb des Bundespräsidenten „Eine Welt für alle“ und lassen dadurch die Projektzielerreichung auch extern evaluieren.

4. Konzeption der Berufsvorbereitung an der G8

4.1 Beschreibung der Beruflichen Schule Recycling- und Umwelttechnik(G8)

Die G 8 ist eine multinationale Schule. Wir betreuen Schülerinnen und Schüler aus ca. 35 Nationen. Damit verbinden wir den Anspruch an uns, internationale Kontakte aufzubauen und zu pflegen. Bisher bestehen solche Arbeitskontakte mit Polen (dort arbeiten wir an dem Ausbau eines internationalen Begegnungszentrums mit und kooperieren mit der Auto-Oberschule Glogau auf dem Gebiet des Kfz-Recyclings), mit Lettland (dort haben wir ebenfalls am Ausbau eines internationalen Begegnungszentrums und am Wiederaufbau eines mittelalterlichen Schlosses mitgearbeitet). Mit einer Berufsschule in Leon/Nicaragua haben wir eine Partnerschaft aufgebaut und bei gegenseitigen Besuchen für jede Schule eine Photovoltaikanlage installiert. Vor drei Jahren haben wir für eine Schule in Bandiagara/Mali eine Photovoltaik-Anlage installiert und die Beleuchtungsanlage hergestellt. Im vorletzten Jahr war eine Schülergruppe für zwei Monate in Dogo/Mali und hat erfolgreich eine völlig marode Schule saniert und eine Photovoltaikanlage zur Beleuchtung der Klassenräume installiert. Im Februar 2006 installierte eine Schülergruppe eine Pumpe in den Schulbrunnen des Dorfes Kannaré, sanierte die Schule und stellte in drei Klassenräumen Schulmöbel auf, 2007 wurde ein neuer Klassenraum errichtet.

Die G 8 ist eine Schule, die sich der Erhaltung der Umwelt und der Bildung für Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt. Seit einigen Jahren sind wir „Umweltschule in Europa“ / „Internationale Agenda 21 Schule“ und wurden ausgewählt als eine von 10 deutschen Schulen, die bei der Entwicklung eines Nachhaltigkeitsaudits mitzuarbeiten. Wir haben im Hause ein Blockheizkraftwerk installiert und erzeugen Warmwasser für die Sporthallen mit Solartechnik. Eine Photovoltaikanlage erzeugt Strom für uns. Unsere Projekte „Solidarität macht Schule“ beteiligen sich an verschiedenen Wettbewerben sowie jährlich an der Ausschreibung „Internationale Agenda 21 Schule“. 2007 wurde das Projekt in den Hamburger Aktionsplan „Hamburg lernt Nachhaltigkeit“ (UN-Dekade BNE) als Akteur aufgenommen. Weiterhin wurde das Projekt 2007 mit dem „Outward Bound Preis“ ausgezeichnet und belegte den zweiten Platz beim „BMW Group Award für Interkulturelles Lernen“. Darüber hinaus gewann „Solidarität macht Schule“ den Wettbewerb „Hamburger Schüler für den Klimaschutz“ der Freien und Hansestadt Hamburg. Gelder die im Zusammenhang mit diesen Auszeichnungen ausgezahlt wurden, gehen in die Finanzierung der „Solidarität macht Schule“ Projekte.

Die G 8 arbeitet produktionsorientiert. D. h. wir haben im Haus eine Reihe von Juniorfirmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen auf dem Markt antreten. Unsere Schülerinnen und Schüler sind zum größeren Teil schulmüde, und wir sind dann erfolgreich, wenn sie ernsthafter Praxis ausgesetzt sind.

4.2 Beschreibung der Schülergruppe

Jugendliche, die aus Haupt-, Real- oder Gesamtschulen in das BVJ eintreten, haben ihre bisherigen Schulen ohne Abschluss aus den Jahrgangsstufen 8, 9, und 10 verlassen. Die FörderschülerInnen haben in der Regel den Abschluss einer Förderschule, der nicht dem Hauptschulabschluss entspricht. Gründe für den nicht erreichten Hauptschulabschluss finden sich in zahlreichen, in ihren Dimensionen und Qualitäten stark unterschiedlich ausgeprägten Defiziten dieser Jugendlichen, aber auch in widrigen Lebensumständen im näheren und weiteren sozialen Umfeld. Dennoch besitzen diese Jugendlichen auch Stärken und individuelle Fähigkeiten, die beim bisherigen Schulbesuch nicht zur Entfaltung kamen oder, sofern sie erkennbar wurden, nicht für die Arbeitsweise der besuchten Schulform genutzt werden konnten.

4.3 Erziehungs- und Bildungsauftrag in der Berufsvorbereitung

Der Erziehungs- und Bildungsauftrag der G8 sieht, in enger Anlehnung an den Bildungsplan für die Schulform BVJ, u. a. vor:

  1. Stärkung der Bereitschaft von SchülerInnen zur Toleranz, Gerechtigkeit und Solidarität sowie die Stärkung der Fähigkeit, das eigene Wohlbefinden und das anderer Menschen zu wahren
  2. Befähigung der SchülerInnen, an der Gestaltung einer der Humanität verpflichteten Gesellschaft verantwortlich mitzuwirken
  3. Förderung der Kommunikations- und Konfliktfähigkeit
  4. Entwicklung von Selbständigkeit, Urteilsfähigkeit und der Fähigkeit, verantwortlich Entscheidungen zu treffen
  5. Stärkung von Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft
  6. Befähigung zur aktiven Teilhabe an beruflichen, sozialen, gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Handlungsbereichen

4.4 Kompetenzentwicklung und interkulturelle Bildung

Schulische Berufsvorbereitung geht weit über die Vermittlung fachlicher Inhalte hinaus und leistet vielfältige Verknüpfungen. Diese sind u. a.:

  1. Sensibilisierung für wachsende Umweltgefahren und Motivierung zu Handlungen, die eine zukunftsfähige Entwicklung für alle Menschen garantieren soll
  2. Unterstützung bei der Gestaltung von Lebensentwürfen, die neben wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit auch die Aspekte der sozialen Gerechtigkeit und der ökologischen Verträglichkeit gleichberechtigt berücksichtigen
  3. Aufbau und Verstärkung der Handlungskompetenz der Jugendlichen, bei der fachliche und allgemeine sowie praktische und theoretische Dimensionen gleichermaßen integriert sind
  4. Aufbau und Verstärkung von Methodenkompetenz, um Aufgaben selbständig zu lösen, nach bestimmten Vorgaben zu arbeiten und mitzudenken (Lernen lernen)
  5. Aufbau und Verstärkung der sozialen Kompetenz
  6. Erweiterung des Berufswahlspektrums

In der Auseinandersetzung mit Erwartungen, Anforderungen und Konflikten sollen die Jugendlichen Haltungen entwickeln, die sie in die Lage versetzen,

  1. ihre Beziehungen zu anderen Menschen nach den Grundsätzen der Achtung und Toleranz, der Gerechtigkeit und Solidarität sowie der Gleichberechtigung der Geschlechter zu gestalten und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen
  2. an der Gestaltung einer der Humanität verpflichteten demokratischen Gesellschaft mitzuwirken und für ein friedliches Zusammenleben der Kulturen sowie für die Gleichheit und das Lebensrecht aller Menschen einzutreten

Insbesondere sollen die Jugendlichen lernen, im Rahmen einer Berufstätigkeit selbständig Arbeitsaufgaben zu planen, durchzuführen und zu beurteilen. Daher ist Lernen

  1. in Lebensbezüge eingebunden
  2. von Handeln begleitet
  3. mit Verantwortung verknüpft
  4. als interkulturelles Lernen zu verstehen und Mehrsprachigkeit einzubeziehen

Ziel der interkulturellen Bildung ist es, die Entwicklung einer Haltung zu fördern, die unterschiedliche Lebensweisen und Entwürfe, Meinungen und Wertorientierungen duldet und achtet. Gegenseitiges Kennen lernen und Verständigen in den Lern- und Arbeitsprozessen ermöglichen menschliche Grunderfahrungen, die nachhaltig der Bildung von Vorurteilen sowie der Entstehung von Angst, Hass und Gewalt entgegenwirken können. Dazu bedarf es eines Zusammenlebens und Lernens, das von gegenseitigem Interesse, gegenseitiger Achtung und dem Willen zur Kooperation getragen ist. Wo gegenseitiges Verstehen nicht möglich ist, gilt es auf ein Verhalten zum friedlichen Mit- oder Nebeneinander zu verpflichten.

5. BVJ-SchülerInnen in Niger – eine Chance für’s Leben

Das Projekt „Solidarität macht Schule“ bietet eine einzigartige Chance dem oben skizzierten Bildungs- und Erziehungsauftrag zu entsprechen. Herausgelöst aus den bisherigen sozialen Bezügen und aus dem bisher oft als stark beengend empfundenem System Schule bietet sich den SchülerInnen die Möglichkeit

  1. in der Schule Gelerntes sinnvoll anzuwenden und auszubauen und vor allem bei auftretenden Schwierigkeiten praktikable und kreative Lösungen zu finden
  2. Verantwortung für den eigenen Lernprozess zu übernehmen
  3. Die eigene Arbeit als positiv, produktiv und wertgeschätzt zu erfahren
  4. eine positive und selbstbejahende Rekonstruktion der eigenen Selbstwahrnehmung anzugehen
  5. ihre Umweltbeziehungen in einem neuen, veränderten und aktiveren Kontext zu gestalten

Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass Jugendliche, die an diesem Projekt teilnehmen, bei ihrer späteren Orientierung auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, der zunehmend nach Flexibilität, Eigenverantwortlichkeit und kreativer Problemlösung fragt, die im Projekt erworbenen Kompetenzen und erlebten Erfahrungen für sich gewinnbringend einsetzen können.

6. Schlussbetrachtung

Der prognostizierte Klimawandel stellt die Welt vor neue Herausforderungen. Bereits jetzt wird deutlich, dass gerade die Weltregionen wie z.B. Afrika, die die wenigsten Ressourcen haben, um die Folgewirkungen angemessen zu bearbeiten, besondere Anpassungsprobleme bekommen werden. Darum muss das Thema Klimawandel bei Projekten der Entwicklungszusammenarbeit deutlicher hervorgehoben werden. Entwicklung und Klimaschutz müssen keine Gegensätze bilden. Das Projekt „Solidarität macht Schule“, nutzt vor Ort vorhandene Ressourcen und regenerative Energien, um die Bildungsbedingungen im Kannaré zu verbessern. Das Dorf beteiligt sich an allen Arbeiten und übernimmt gemeinsam mit der ASGN die Verantwortung für die Wartung und fachgerechte Nutzung der Photovoltaikanlage.

Wir verstehen dieses Projekt als eine echte Entwicklungszusammenarbeit auf Gegenseitigkeit: Unsere Schüler lernen an Hand von praktischen Erfahrungen die Notwendigkeit von Ressourcen schonenden Umgang z.B. mit Wasser kennen. Klimawandel, Armut und Entwicklungsbenachteiligung bleiben keine Worthülsen, sondern sind erlebte Fragen vor denen sich keiner der Projektbeteiligten verschließen kann.

http://www.brot-fuer-die-welt.de/downloads/KlimawandelErnaehrungssicherheit75dpi.pdf , S.10

http://www.awi.de/de/aktuelles_und_presse/ausgewaehlte_themen/klimawandel/ipcc_bericht_2007/zusammenfassung/

http://www.inwent.org/v-ez/lis/niger/seite3.htm

http://www.bundesregierung.de/nn_1264/Content/DE/Interview/2007/04/2007-04-05-wieczorek-zeul-fr-klimawandel-arme-laender.html

vgl. www.gewerbeschule-8.de internationales / Niger / Projektbericht

Die BV-Projekte in Hamburg sind einjährige schulische Maßnahmen, die die Jugendlichen unterstützen sollen eine Ausbildung oder Berufstätigkeit aufnehmen zu können. Daraus resultiert, dass das Projekt „Solidarität macht Schule“ jedes Jahr mit einer neuen Schülergruppe durchgeführt wird.

Vgl.www.aerzte-ohne-grenzen.de

Detaillierte Informationen zur Bevölkerungsstruktur etc. findet man auch unter http://www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos/ng.html

 

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